(English Version)

Mag. Dr. Dr. Martin Balluch; ehemaliger Postdoc Research Fellow am University of Cambridge Department of Applied Mathematics and Theoretical Physics, ist seit seiner zweiten philosophisch / wissenschaftstheoretischen Doktorarbeit „Die Kontinuität von Bewusstsein. Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte“ an der Universität Wien bei Prof. M. Wuketits im Jahr 2005 ein wichtiger – und argumentativ streitbarer – Partner der FEWD bei thematisch einschlägigen Projekten und Veranstaltungen.
Kontakt via  fewd.philosophie@univie.ac.at

Martin Balluch erhielt 2012 den mit 50.000 Euro honorierten Prix Mychkine Preis / Kategorie „Work in progress“ für sein Engagement im Bereich der Tierethik und des Tierrechts

Und 2023 den Peter Singer Preis für seine Verdienste im Bereich Tierschutz und für sein erfolgreiches Engagement zur Tierleidminderung

Nachfolgend eine sehr kurze Darstellung zentraler tierethischer Argumente von  Martin Balluch und weiters Information zu der 2005 in Buchform publizierten Dissertation.

Balluch vertritt einen naturwissenschaftlich-deontologischen Ansatz für Tierrechte. Er argumentiert ausgehend von den ethischen Paradigmen der Universalität, Freiheit von Dogmen, Kontextuellen Relevanz der Begründung von Forderungen und Konsistenz. Wenn wegen bestimmter Eigenschaften Grundrechte für ein Individuum gefordert werden, dann müssen dieselben Rechte für alle Individuen mit denselben Voraussetzungen gefordert werden. Voraussetzung für Grundrechte (Leben, Freiheit und Unversehrtheit) sieht er im Bewusstsein gegeben, da dies die Fähigkeit zu persönlichen Interessen voraussetze. Weil Grundrechte notwendig zum Realisieren von Interessen allgemein seien, sei es zumindest implizites Interesse aller bewussten Wesen, Grundrechte zu haben. Dass einige Tiere Interessen haben, sieht er durch moderne Verhaltensforschung bestätigt. Dass Bewusstsein künstlich nicht etwa durch leistungsfähige Rechner simuliert werden könnte, führt er auf die Gödelsche Unvollständigkeit zurück. Ein ähnliches Argument wurde in den 60ern von Lucas für Menschenrechte angeführt und kritisiert.[11]

Über das Buch: Die Kontinuität von Bewusstsein. Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte“
 Was bestimmt unsere Einstellung zu Tieren, wieso leben die einen vegetarisch und investieren viel Zeit, Engagement und auch Geld in Tierschutzaktivitäten unterschiedlichster Art, während viel zu viele Menschen sich kaum um das Schicksal der Tiere zu kümmern scheinen? Wie bestimmen wir, welche Tierschutzgesetze es geben soll, die dann den Umgang mit Tieren in unserer Gesellschaft regeln? In der Vergangenheit – mit Nachwirkungen bis heute – wurden Tiere in unserem Gesetz zu Sachen erklärt, wie früher auch die Sklaven und Leibeigene. Manche Menschen haben persönliche spirituelle, religiöse oder ideologische Überzeugungen und respektieren Tiere deshalb – oder auch nicht. Aber darf die eigene religiöse bzw. weltanschauliche Überzeugung oder die Tatsache, dass es immer schon so war, den Umgang mit Tieren bestimmen? Dürfen Gesetze auf einer religiösen oder ideologischen Basis erlassen werden, auch wenn bei weitem nicht alle diese Religion oder Ideologie teilen?

Ein häufig vorgebrachtes Argument gegen konsequenten Tierschutz und Tierrechte lautet, dass Tiere kein Bewusstsein hätten, ja manche Menschen sprechen ihnen sogar jede ernstzunehmende Leidens- und Empfindungsfähigkeit ab. Doch dieses vorsintflutliche Bild von Tieren als primitiven, instinktgesteuerten Biomaschinen ist längst widerlegt, vor allem die modernen Naturwissenschaften – Biologie, vergleichende Verhaltensforschung, aber auch Psychologie, Philosophie und andere Disziplinen – haben uns klar vor Augen geführt, wie komplex und menschenähnlich das Verhalten und Empfinden vieler Tiere ist.

Jenseits aller verstaubten religiösen Dogmen und traditionsbedingten ideologischen Verblendungen geht Martin Balluch deshalb einen anderen Weg – den wissenschaftlichen.

Er trägt alles wesentliche, was wir über das Bewusstsein (bei Mensch und Tier) aus der Naturwissenschaft wissen, zusammen und stellt damit all jene überkommenen Vorstellungen zum Status von Tieren in unserer Gesellschaft in Frage, die sowohl unsere juridischen als auch unsere religiösen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder kulinarischen Traditionen geprägt haben und mitverantwortlich sind für die heutige eklatante, ja katastrophale Situation, in der sich zahllose (Nutz)tiere befinden – ganz im Einklang mit einem nach wie vor völlig unzureichenden Tierschutzgesetz.

Der Autor und engagierte Tierrechtler zeigt aber auch mögliche alternative Wege zu einem friedlichen, gewaltfreien Zusammenleben von Mensch und Tier auf und fasst zusammen und kommentiert, was andere Autoren, Denker und Philosophen an Ideen geboten haben.

Dieses Buch liefert nicht nur völlig neue Ideen, es kann auch als Nachschlagewerk für praktisch alle grundsätzlichen Fragen, die sich zur Mensch-Tier Beziehung stellen, verwendet werden. Es ist der erste fundamentalphilosophische Beitrag aus Österreich zur internationalen Diskussion über Tierrechte. In jedem Fall, ein sehr lesenswertes Buch.

Der Inhalt dieses Buches ist gleichzeitig auch die Dissertation des Autors in Philosophie an der Universität Wien.  Es wurde vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert.

Meinungen und Kommentare zu dem Buch:

Es besteht kein Zweifel, dass die Lösung ethischer Probleme, wie sie unsere Zeit in immer größerem Ausmaß generiert, wohl nur durch den ernsten, wissenschaftlichen Diskurs gelingen kann. [...] Das vorliegende Buch könnte dabei einen entscheidenden Beitrag leisten.
Prof. Dr. Ludwig Huber (Institut für Zoologie an der Uni Wien)

Dieses Buch ist nicht bloß eine Zusammenfassung bereits vorhandener Literatur, sondern zeichnet sich durch den groß angelegten Versuch einer Synthese aus. In der Tat wurde ein so umfassendes, auf so breiter Basis entwickeltes Argument für Tierrechte selten dargelegt. Selbst dort, wo man mit Herrn Balluch nicht unbedingt übereinstimmen will, muss man seine Bemühungen und seine Sachkenntnis würdigen.   
Prof. Dr. Franz Wuketits (bekannter naturwissenschaftlicher Publizist und Evolutionstheoretiker)

Martin Balluch initierte auch die gemeinnützige Stiftung zum Urwald zurück. 

 

PS: Here you find a list of animal advocavy achievements in Austria, that could be usefull for some comparative social science research. For example see

 

2016. Determinants of Animal Protection Policy: A Cross-Country Empirical Study. By Alexander Holst, Pim Martens. https://journals.lub.lu.se/pa/article/view/15296